Das Buch Hiob ist sicherlich vor allem für die ersten beiden und die letzten Kapitel bekannt, während der Mittelteil eher schwere Kost ist.
Hiob wird uns zu Beginn als ein besonders guter Mann vorgestellt. Sündlos war er nicht, denn das ist niemand außer Adam und Eva vor dem Sündenfall und dann Jesus, der vollkommen ohne Sünde war. Aber bei Hiob wird uns deutlich gesagt, dass sein „Schicksal“ nicht die Konsequenz eigener Sünde ist.
Nach dem ersten kurzen Blick auf den frommen Hiob wechselt die Szene und wir bekommen einen Einblick in die himmlische Dimension. Manches von dem, was dort beschrieben wird, wirft Fragen auf, die ich nicht beantworten kann. So zum Beispiel die Frage danach, wie Satan überhaupt zu Gott kommen konnte. Was hier aber vor allem deutlich gemacht wird ist, dass Gott der Herr aller Dinge ist und selbst das böse Treiben Satans immer nur soweit gehen kann, wie Gott es zulässt. Satan stellt hier die Gottestreue Hiobs in Frage und behauptet, dass der Glaube Hiobs nur die Konsequenz des (materiellen/irdischen) Segens Gottes sei.
- Satan versteht ganz eindeutig nicht, was Glaube wirklich ist. Nämlich eine Liebe zu Gott, die sich darauf gründet, wer Gott ist und nicht auf das, was Gott gibt.
- Eventuell ist es für uns gut, dass wir uns selbst mal fragen, wie das bei uns ist?
- Möge der Herr uns immer mehr wachsen lassen in unserer Liebe zu IHM, ganz unabhängig von unseren Lebensumständen!
Gott lässt Satan gewähren, aber er setzt ihm dabei auch Grenzen.
Doch Hiob erträgt sein schweres Schicksal voller Gott-vertrauen und beweist damit, dass sein Glaube eben nicht an seinen Umständen hängt. Der Satz: „Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“, ist absolut beeindruckend! Hiob erkennt damit an, dass alle guten Dinge von Gott kommen und wir kein Anrecht auf sie haben.
- Diese demütige Erkenntnis wünsche ich uns Allen!
- Und ich wünsche uns, dass wir das möglichst allein darin erkennen, dass wir nur den ersten Halbsatz sagen müssen: „Der HERR hat’s gegeben; der Name des HERRN sei gelobt!“
Kapitel 2 beginnt fast identisch wie der Abschnitt in Kapitel 1, ab Vers 6. Wiederum sehen wir, dass Satan nicht versteht, was es mit dem Glauben Hiobs auf sich hat. Wiederum ist es herausfordernd zu lesen, dass Gott Satan hier Zugeständnisse macht und es zulässt, dass Hiob noch mehr leiden muss. Wenn wir hier eher Mensch-zentriert denken, dann stellt uns das vor riesige Probleme im Hinblick auf Gottes Charakter. Aber Gott verfolgt größere Ziele und lässt deshalb Leid zu. Genau darin wird ER in besonderer Weise verherrlicht. Und in Bezug auf Hiob müssen wir eben die langfristige Entwicklung im Blick haben. Die Leiden dieser Zeit sind sehr real, aber eben nicht wert, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die ihn erwartet.
Nach der Versuchung durch Satan sehen wir, dass Hiob Gott treu bleibt. Darin ist er ein Typus des Christus, der Gott ebenfalls treu blieb, als Satan ihn versuchte.
In gewisser Weise geht die Versuchung dann noch weiter durch die herzlosen Worte von Hiobs Frau, wobei wir natürlich auch bedenken müssen, dass auch sie den Verlust aller Güter und ihrer Kinder zu verkraften hat.
Die drei Freunde, die dann am Ende von Kap. 2 auftauchen, sind zumindest im ersten Moment Tröster, die Hiob in seinem Leid beistehen.
Kapitel 3 zeigt uns dann einen depressiven Hiob. Er hat Todessehnsucht und ist völlig verzweifelt. Ich finde dieses Kapitel sehr wichtig, denn es gibt einen tiefen Einblick, in das Wesen von Depressionen – gerade auch im Bezug zu den dann nicht sonderlich hilfreichen Versuchen der Freunde, Hiob aus der Depression herauszurufen.
- Auf die „warum?“ Fragen gibt es „unter der Sonne“ erst einmal keine Antwort, weil uns im Normalfall eben verschlossen ist, was Gott durch schwierige Umstände bewirken will.
- Wir können hier manchmal helfen, in dem wir mit Hilfe der Bibel vorschnellen Interpretationen entgegentreten können bzw bestimmte Deutungen (a la „Gott hasst mich“ oder „Gott hat die Kontrolle verloren“) ggf eben auch mal als nicht Bibel-konform zu identifizieren.
Ab Kapitel 4 beginnt dann der lange Mittelteil des Hiob-Buchs. In der ersten Rede des Elifas in Kapitel 4 & 5 wird schon die Problematik deutlich. Im Prinzip hat Elifas natürlich recht, dass kein Mensch vor Gott gerecht ist und ein solcher Anspruch eben niemals gerechtfertigt ist. Andererseits hat Elifas aber nicht Recht, denn er unterstellt eben einen zu einfachen Zusammenhang zwischen menschlicher Ungerechtigkeit (Sünde) und Leid. Bei ihm mischen sich tiefe Erkenntnisse geistlicher Wahrheiten, mit völligen Fehldeutungen. So lehrt er zu Recht, dass es gut ist, sich in allen Dingen Gott zuzuwenden und dass es nichts Besseres gibt, als sich Gott zuzuwenden und auf Gott zu vertrauen. Aber er unterstellt dabei zu Unrecht, dass Hiobs Leiden die Konsequenz seiner Sünden ist.
- Einfache, schnelle Antworten/Erklärungen sind eben nicht immer auch gute Erklärungen.
- Im Buch Hiob geht es eben nicht nur darum, dass wir einen Retter brauchen, der uns aus unserer Sünde rettet, sondern darum, die Weisheit zu haben darauf zu vertrauen, dass Gott in allen Dingen unseres Lebens alles im Griff hat und im Leben derer, die zu IHM gehören, alle Dinge zu etwas Gutem gebrauchen wird und alles Leiden eines Tages zu einem Ende bringen wird (Röm 8,28). Jesus wird eines Tages wiederkommen, um alle Sünde und alles Leid zu einem Ende zu bringen.