Psalm 43:
In diesem Psalm lesen wir von bösen Menschen, unter denen der Psalmist leidet. In dieser Situation fühlt sich der Psalmist von Gott verlassen. Doch es bleibt nicht bei Anklage und Resignation – der Psalmist wendet sich Gott zu und ruft um Hilfe. Dabei ruft er nach Gottes Licht und Wahrheit, so als ob es Personen wären. In der Tat ist dann auch das Licht der Welt gekommen (Jesus, Joh 1; 9,5) und Gottes Geist ist der Geist der Wahrheit, der uns leitet.
Letztendlich wird das Gebet des Psalmisten im Leben aller Christen beantwortet. Gott ist durch Jesus Christus mit seinem Licht in die Welt gekommen und hat es in uns Licht werden lassen. Und ER leitet uns durch den Geist der Wahrheit, der uns tief in Gottes Wort hineinführt.
Der Psalmist ahnt schon in seinem Beten zu Gott, dass dieses Gebet beantwortet werden wird und so kann er dann wieder zuversichtlich mit dem Refrain in Vers 5 enden.
- Das können wir auch so erfahren. Wenn wir uns Gott zuwenden erleben wir oft schon im Bitten, dass wir neue Hoffnung und Zuversicht gewinnen.
- In diesem Sinne wünsche ich uns, dass wir immer mehr danach streben, zu Gott zu kommen und dort dann Hilfe und Zuversicht finden.
Psalm 44:
Die ersten 9 Verse sind ein Blick zurück auf Gottes Handeln in der Vergangenheit. Das, was wir selbst erlebt, gehört und gelesen haben, sollte uns in unserem Gottvertrauen stärken und uns zum Lobpreis animieren.
Ab Vers 10 folgt dann aber eine sehr direkte Anklage gegen Gott. Der Psalmist hat keinen Zweifel an der Souveränität Gottes. In allem Leid und aller Verfolgung, die er durch Menschen erfährt, erkennt er Gottes Handeln. Er weiß, dass Gott all das sofort beenden und verändern könnte und weil Gott es nicht tut, klagt der Psalmist den Gott an, den er eben noch gepriesen hat und von dem er eben noch gesagt hat: „Täglich rühmen wir uns Gottes und preisen deinen Namen ewiglich.“
Was wir dann ab Vers 18 lesen ist sehr interessant. Der Psalmist verkündet ganz selbstbewusst seine Treue Gott gegenüber … und ist gerade deshalb voller Klage gegen das Unheil, das er erlebt und das Gott zulässt.
Zum einen ist bedenkenswert, dass der Psalmist nicht meint, dass Gott damit nichts zu tun habe. Er erkennt, dass alles was geschieht nur deshalb geschehen kann, weil Gott es zulässt.
- Ich höre gerade aktuell immer mal wieder Theologen, die meinen, Gott vor Klagen in Schutz nehmen zu müssen, weil aus ihrer Sicht Gott ja nicht für das Schlechte verantwortlich sein kann.
- Aber das stimmt einfach nicht und macht Gott klein. Gott ist der HERR über alles und nichts geschieht, was er nicht zulässt.
Zum anderen lesen wir hier, dass der Psalmist das Leid als ungerecht empfindet und genau das dann ja auch Gott vorwirft.
- Auch dazu haben manche Theologen eine seltsame Antwort. Sie sehen diese Aussage als falsch an. Wenn Du leidest, muss das mit eigener Schuld zu tun haben.
- Natürlich stimmt es, dass alle Menschen Sünder sind, aber nicht jedes Leid ist eine göttliche Strafe. Das hat Jesus selber sehr klar gelehrt. (siehe z.B. Joh 9,1-3)
Tatsächlich greift Paulus in Römer 8,36 Vers 23 auf und wendet ihn auf Christenverfolgung an. Das heißt, das dieses Leid tatsächlich „unverdient“ ist. Aber Gott ist mitten dabei und steht den Seinen bei … und er hat immer auch etwas vor mit dem Leid, das wir auf Erden erleben.
Letztendlich müssen wir also zwei Dinge festhalten:
- Gott verspricht uns für unsere Zeit hier auf Erden kein sorgenfreies, einfaches Leben. Vor der großartigen Herrlichkeit stehen die Leiden dieser Zeit (siehe z.B. Röm 8,17-18).
- Es ist für uns oft auch unmöglich bestimme Geschehnisse sofort richtig einzuordnen. Manchmal erleben wir Schlechtes und erkennen noch nicht, wie Gott das zum Guten gebrauchen wird. Josef hat dies erlebt und gibt uns ein beeindruckendes Zeugnis davon (1. Mose 50,20).
- Und natürlich trifft das auch auf den Kreuzestod Jesu zu. Die Jünger waren darüber sicher verzweifelt und verkannten, dass das Kreuz eben nicht bedeutete, dass Gott untreu war und wir eine Niederlage erleben mussten, sondern dass Gott gerade am Kreuz seine Treue und Liebe demonstriert und dort den alles entscheidenden Sieg errungen hat.
Der Psalmist endet seine Klage mit einem direkten Aufruf an Gott. Das ist der Weg, den auch wir im Leid und in unseren Zweifeln gehen sollten. Durch diesen Psalm zeigt Gott uns, dass es okay ist, wenn wir ihm unsere Klagen und Zweifel bringen. Gott hält das aus und kennt uns in all unseren Beschränkungen. Wichtig ist nur, dass wir uns in all diesen Dingen eben nicht von IHM abwenden, sondern, dass wir uns ihm zuwenden und bei ihm Hilfe suchen.
In dieser Hinsicht sollte der Psalmist uns ein Vorbild sein.
Und so können wir dann irgendwann vielleicht auf diese Ereignisse zurückblicken und den Psalm wieder von vorne anfangen und Gott für sein gnädiges und mächtiges Eingreifen preisen!